Künstliche Intelligenz im Recruiting von KMU: Chancen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Die Suche nach qualifizierten Fachkräften zählt zu den zentralen Herausforderungen der Gegenwart. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen im Wettbewerb um Talente zunehmend unter Druck. Steigende Ansprüche an Bewerbungsprozesse, der Fachkräftemangel und die Digitalisierung der Arbeitswelt erfordern neue Strategien in der Personalgewinnung. Hier tritt Künstliche Intelligenz (KI) immer stärker auf den Plan: Sie verändert, wie Unternehmen Kandidatinnen und Kandidaten finden, bewerten und auswählen. Doch wie genau wirkt KI im Recruiting – und was bedeutet das für KMU?

Diese Fragen untersucht Annemarie Thede, Masterstudentin an der Hochschule Burgenland, im Rahmen ihrer betriebswirtschaftlichen Abschlussarbeit. Ihre Forschung befasst sich mit den Wirkmechanismen, Potenzialen und Grenzen von KI-gestütztem Recruiting in kleinen und mittleren Unternehmen – also dort, wo Ressourcen oft knapper, Entscheidungswege direkter und Innovationsdynamiken besonders sensibel sind.

Der digitale Wandel im Personalmanagement

Während große Unternehmen bereits seit Jahren auf datenbasierte Recruiting-Lösungen setzen, stehen viele KMU erst am Anfang dieser Entwicklung. KI kann in der Personalauswahl vielfältige Aufgaben übernehmen: von der automatisierten Vorselektion geeigneter Kandidaten über das Matching von Profilen bis hin zur Sprachanalyse in Bewerbungsgesprächen.

Diese Technologien versprechen erhebliche Effizienzgewinne – beispielsweise durch eine Verkürzung von Bearbeitungszeiten und eine Reduktion von Bias bei der Entscheidungsfindung. Gleichzeitig stehen sie im Spannungsfeld zwischen Effizienz, Fairness und Vertrauen. Gerade für KMU, deren Unternehmenskultur häufig von persönlicher Nähe und informellen Prozessen geprägt ist, stellen sich neue ethische, organisatorische und kommunikative Fragen.

Wie gelingt es, die Vorteile digitaler Systeme zu nutzen, ohne die menschliche Komponente des Recruitings zu verlieren? Welche Verantwortung tragen Personalabteilungen, wenn algorithmische Systeme Entscheidungen vorstrukturieren? Und wie können Bewerbende sicher sein, dass ihre Daten geschützt und fair verarbeitet werden?

Forschungsfokus: Wie KI Recruiting-Prozesse in KMU verändert

In ihrer Masterarbeit untersucht Annemarie Thede genau diese Fragestellungen. Ziel ist es, ein differenziertes Verständnis davon zu entwickeln, unter welchen Bedingungen KI im Recruiting kleiner und mittlerer Unternehmen erfolgreich eingesetzt werden kann.

Die Studie beleuchtet insbesondere folgende Schwerpunkte:

  • Effizienzpotenziale: In welchem Ausmaß kann KI die Geschwindigkeit und Qualität von Recruiting-Prozessen steigern?

  • Fairness & Objektivität: Trägt der Einsatz von KI dazu bei, Personalentscheidungen gerechter zu machen – oder verstärkt er unbewusste Vorurteile?

  • Transparenz & Datenschutz: Wie beeinflusst das Vertrauen in algorithmische Systeme die Bereitschaft, KI im Recruiting zu nutzen?

  • Akzeptanz: Welche Faktoren fördern oder hemmen die Akzeptanz bei HR-Verantwortlichen, Führungskräften und Bewerberinnen und Bewerbern?

Durch die Kombination theoretischer Erkenntnisse mit empirischen Daten aus der Praxis will die Arbeit praxisrelevante Handlungsempfehlungen für Unternehmen entwickeln, die den Einsatz von KI im Recruiting planen oder bereits erste Schritte unternommen haben.

Einladung zur Teilnahme an der Studie

Um ein möglichst umfassendes Bild zu gewinnen, führt Annemarie Thede aktuell eine Online-Umfrage durch. Eingeladen sind insbesondere HR-Verantwortliche, Recruiterinnen und Recruiter sowie Führungskräfte, die im Recruiting kleiner oder mittlerer Unternehmen tätig sind und bereits mindestens eine KI-Anwendung im Auswahlprozess nutzen.

🕒 Dauer: ca. 10 bis 12 Minuten

🔗 Hier geht’s direkt zur Umfrage: https://lnkd.in/e5jBHV6v

🔒 Teilnahme: anonym und freiwillig

Jede Teilnahme leistet einen wertvollen Beitrag dazu, das Zusammenspiel von Mensch, Technologie und Organisation im Recruiting besser zu verstehen – und den Weg für eine verantwortungsvolle Nutzung von KI im Mittelstand zu ebnen.

KI als Gestaltungsaufgabe für den Mittelstand

Die Digitalisierung des Personalwesens ist mehr als ein technischer Wandel – sie ist eine kulturelle und organisationale Transformation. KMU müssen Wege finden, technologische Innovationen so einzusetzen, dass sie Werte wie Vertrauen, Fairness und Authentizität bewahren. Gleichzeitig eröffnet KI neue Möglichkeiten, unbewusste Vorurteile zu reduzieren, Prozesse zu professionalisieren und datenbasierte Entscheidungen zu treffen.

Damit wird deutlich: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting ist kein Selbstzweck. Er verlangt strategisches Denken, methodische Kompetenz und ethische Sensibilität. Forschung wie die von Annemarie Thede hilft, diese Aspekte zusammenzuführen – und unterstützt Unternehmen dabei, Innovation mit Verantwortung zu verbinden.

Zukunft des Recruitings: Mensch und Maschine im Dialog

Die Zukunft des Recruitings liegt nicht im Ersatz menschlicher Entscheidungen durch Algorithmen, sondern in einer intelligenten Ergänzung menschlicher Urteilsfähigkeit. KI kann Routinen entlasten, Datenmengen strukturieren und Impulse geben – doch das finale Urteil bleibt beim Menschen.

Gerade für KMU eröffnet dies die Chance, ihre Recruiting-Prozesse effizienter, fairer und moderner zu gestalten, ohne die eigene Identität zu verlieren. Die Erkenntnisse aus Annemarie Thedes Masterarbeit werden einen wichtigen Beitrag leisten, um diese Balance in der Praxis besser zu verstehen und gezielt zu fördern.

Über die Autorin

Annemarie Thede ist Masterstudentin an der Hochschule Burgenland im Studiengang Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt HR Management. Ihre Masterarbeit untersucht den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting von KMU. Die Arbeit wird von Julian Walter Maurer betreut.

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»Strategische Steuerung im E-Government« bei Springer Gabler erschienen

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Internationale Veröffentlichung zur Digitalisierung im Arbeitsrecht