Lehre und Hilfreiches
Liebe Studierende!
Auf dieser Seite finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen in Bezug auf den Betreuungsprozess einer Abschlussarbeit in meinem Lehrgebiet. Darüber hinaus werden Ihnen an dieser Stelle auch hilfreiche Tipps zu den einzelnen Phasen Ihres Forschungsprojektes zur Verfügung gestellt.
Beachten Sie neben den FAQs auch die folgende Hinweise und Hilfestellungen auf dieser Webseite:
Übersicht: Mustergliederungen für wissenschaftliche Masterarbeiten
Übersicht: Wie erstelle ich ein gelungenes Forschungskonzept für meine Masterarbeit? (WIRD IN KÜRZE FREIGESCHALTET)
Übersicht: Von der Forschungsfrage zum Arbeitstitel – und nicht umgekehrt!
Übersicht: Von der Forschungsfrage zur Hypothese (WIRD IN KÜRZE FREIGESCHALTET)
Übersicht: Wissenschaftliches Arbeiten mithilfe von Literaturtabellen (WIRD IN KÜRZE FREIGESCHALTET)
Übersicht: Pretesting in quantitativen und qualitativen Forschungsvorhaben (WIRD IN KÜRZE FREIGESCHALTET)
Übersicht: Fragebogenkonstruktion in quantitativen Forschungsvorhaben (WIRD IN KÜRZE FREIGESCHALTET)
Übersicht: Fragebogenkonstruktion in qualitativen Forschungsvorhaben (WIRD IN KÜRZE FREIGESCHALTET)
Allgemeines zum wissenschaftlichen Arbeiten
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Ja, unbedingt. Die Hochschule schreibt vor, dass alle Masterarbeiten in der offiziellen Word-Vorlage verfasst werden müssen. Dadurch werden Formatierung, Zitierweise, Gliederung und Layout automatisch den formalen Vorgaben angepasst. Das Verwenden einer anderen Struktur kann zu Punktabzügen in der formalen Bewertung führen.
Tipp: Überschreiben Sie die Mustergliederung direkt mit Ihrer Gliederung, damit alle Ebenen korrekt verknüpft sind. So funktioniert später die automatische Inhaltsverzeichnis-Aktualisierung zuverlässig.
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Verwenden Sie den Harvard- oder APA-Zitierstil (jeweils amerikanische Zitierweise im Text). Das bedeutet:
Zitate erscheinen direkt im Fließtext, z. B. bei Harvard: “(vgl. Müller, 2023, S. 112)” oder APA: “(Müller, 2023, S. 112)”.
Fußnoten dienen nur für ergänzende Hinweise.
Literaturverzeichnis wird alphabetisch sortiert, nicht nummeriert.
Jede Quelle im Text muss auch im Literaturverzeichnis stehen (und umgekehrt).
Alternativ können Sie nach Maßgabe des MA-Handbuchs auch mit Kurzbelegen nach Harvard- oder APA-Stil in den Fußnoten zitieren. Hiervon würde ich allerdings aus praktischen Gründen abraten, da die Zitierfunktion von Word bei diesem Umweg etwas störanfällig ist und die Zitierweise im Text auch den Gepflogenheiten der Wirtschaftswissenschaften entspricht.
Beachten Sie darüber hinaus, dass Sie für Prüfungsleistungen stets die konkrete Fundstelle mit konkreter Seitenangabe referenzieren müssen, also nicht nur bei wörtlichen, sondern auch indirekten Zitaten.
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Gehen Sie wie folgt vor:
Registerkarte „Verweise“ > „Zitat einfügen“ > „Neue Quelle hinzufügen“
Quelle vollständig eingeben.
Später: „Literaturverzeichnis einfügen“
Vorteile:
Einheitlicher Zitierstil ohne Formatfehler.
Automatisch alphabetisch sortiertes Verzeichnis.
Perfekte Kompatibilität mit den Vorgaben der Hochschule.
Alternativ können Sie auch externe Plugin-Lösungen wie Mendeley oder Citavi nutzen, welche auch gleich ein Literaturverwaltungsprogramm beinhalten (z. B. zum markieren und mobilen Sichten Ihrer Literatur).
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Planen Sie für eine gute bis sehr gute Arbeit mind. 3 verschiedene Quellen pro Seite ein. So belegen Sie Ihre Aussagen fachlich sauber und verankern Ihre Argumentation im wissenschaftlichen Diskurs. Seiten ohne Quellennachweise führen regelmäßig zu Punktabzügen.
Dies gilt natürlich nur für den Theorieteil, welcher säuberlich ausgearbeitet und mit adäquaten Quellen versehen sein muss. Die Quellen dürfen sich im Werk selbstverständlich auch vereinzelt wiederholen, allerdings muss aus Ihrer Arbeitsweise hervorgehen, dass Sie sich tief in die Thematik eingearbeitet und nicht lediglich ein paar Bücher “aufgeschlagen” haben.
Wenn Sie beispielsweise eine Arbeit mit einem Thema aus dem Bereich des strategischen Managements verfassen, dann reicht es nicht, einfach ein Standardlehrbuch als einzige Quelle für Ihren Theorieteil zu verwenden. Dieses Lehrbuch (Tertiärliteratur) kann Ihnen natürlich zur Orientierung dienen und auch vereinzelt zitiert werden, jedoch müssen Sie vermehrt Primär- und Sekundärliteratur verwenden.
Dies gilt insbesondere für Ausführungen zu etablierten Konzepten aus dem thematischen Bereich Ihrer Arbeit. Hier wird erwartet, dass Sie zur Erklärung der Konzepte Primärliteratur verwenden (beispielsweise bei der BSC von Kaplan & Norton). Diese ordnen Sie wiederum durch Sekundärliteratur (z. B. Kritik, Zustimmung, Abwandlungen) ein und ergänzen bestimmte Aspekte, falls notwenig, ggf. durch Tertiärliteratur (bspw. für die Aussage: “Bei der Balanced Scorecard handelt es sich um eines der etabliertesten strategischen Managementinstrumente”).
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Bei juristischen Kommentaren geben Sie bitte Randnummern an (z. B. Wilmer, 2025, Rn. 114).
Im Falle zweier aufeinanderfolgender Fundstellen im selben Werk (z. B. S. oder Rn.) verwenden Sie am besten die Abkürzung “f.” im Anschluss an die erste Nennung (z. B. “Mustermann, 2025, S. 3 f.”) oder alternativ beide Seiten (“Mustermann, 2025, S. 3, 4”).
Vermeiden Sie vage Angaben wie „S. 230-236“. Das ergibt ausnahmsweise z. B. nur Sinn, wenn Sie auf eine mehrseitige Tabelle verweisen wollen. Textuelle Aussagen, auf die Sie in einem einzelnen Satz Bezug nehmen wollen (und Sie müssen ja jeden Satz belegen, der fremde Gedanken enthält) dürften sich im zitierten Werk i. d. R. nicht über mehrere Seiten ziehen.
Verwenden Sie „ff.“ (ab drei Seiten) nur, wenn es objektiv nachvollziehbar ist.
im Ergebnis: bleiben Sie stets so genau wie möglich und zitieren Sie nur, was Sie auch wirklich gelesen haben.
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Manchmal kommt es vor, dass Quellen keine Seitenzahlen enthalten, etwa bei Webseiten oder Online-Artikeln. In solchen Fällen – und nur dann – dürfen Sie die Abkürzung „o. S.“ (ohne Seite) verwenden. Bei PDFs verwenden Sie notfalls die Dokumentenseite.
Handelt es sich um eine sehr umfangreiche und unübersichtliche Webseite, empfiehlt es sich, die Fundstelle präziser einzugrenzen, zum Beispiel anhand von Gliederungspunkten oder Abschnittsnummern:
Beispiel: „Mustermann, 2025, Abschn. 12“. Ein fehlender Autor oder eine fehlende Jahresangabe ist sehr selten, da diese Angaben in der Regel immer auffindbar sind.
Kein menschlicher Autor:
Wenn kein namentlich genannter Autor identifiziert werden kann (z. B. bei Newsportalen), nennen Sie den Herausgeber oder Betreiber der Seite.
Beispiel: „Musternews, 2025, o. S.“ Häufig lässt sich der tatsächliche Autor aber doch herausfinden – etwa durch ein Redaktionskürzel im Artikel, das Sie mit der Redaktionsübersicht oder dem Impressum abgleichen können. So können Sie etwa aus „mtm“ nachvollziehen, dass es sich um Max Theodor Mustermann handelt und diesen korrekt als Autor angeben.
Fehlende Jahresangabe:
Wenn das Veröffentlichungsjahr nicht direkt erkennbar ist, prüfen Sie die Metadaten der Quelle, z. B. in den Eigenschaften einer PDF.
Bei einfachen Webseiten gilt, sofern keine andere Information vorliegt, das aktuelle Jahr als Erscheinungsjahr.
Sollte sich überhaupt kein Datum feststellen lassen, ist das ein Hinweis darauf, dass die Quelle nicht ausreichend seriös oder relevant ist. In diesem Fall sollten Sie die Quelle möglichst ersetzen oder ganz weglassen, um die wissenschaftliche Qualität Ihrer Arbeit nicht zu gefährden.
Merksatz: Seitenzahl, Autor und Jahr immer gründlich prüfen – nur wenn diese Informationen nachweislich nicht vorliegen, dürfen Ausnahmen wie „o. S.“ oder die Nennung des Betreibers verwendet werden.
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Erstellen Sie eine Recherchetabelle (z. B. in Word oder Excel) entlang Ihrer Gliederung. Führen Sie dort zentrale Aussagen, Fundstellen und Links auf (z. B. zu SpringerLink oder beck-online) und schreiben Sie sodann im Nachgang, nachdem Ihnen alle Informationen vorliegen, den Theorieteil direkt anhand dieser Tabelle.
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Nein, zumindest nicht für inhaltliche Textbausteine. Die Hochschule führt automatisierte KI-Prüfungen durch, weshalb ein Nichtbestehen der Arbeit droht. Auch Paraphrasierungstools gelten als unzulässig. Sie können also nicht einfach ChatGPT mit einem entsprechenden Prompt anweisen, Ihnen beispielsweise ein Theoriekapitel zu formulieren.
Wenn Sie KI zur Strukturhilfe oder zur Prüfung der Sprache nutzen, müssen Sie:
dies offenlegen,
ggf. den Prompt dokumentieren und
den KI-Einsatz methodisch reflektieren.
Näheres bzw. aktuell geltende Vorschriften regelt die KI-Richtlinie der Hochschule Burgenland, welche regelmäßig aktualisiert wird.
Die Erfahrung zeigt allerdings, dass auch der KI-Einsatz im erlaubten Rahmen (z. B. zur spachlichen Verbesserung) oftmals eher zu “Verschlimmbesserungen” führt und die eigenen Worte des Studierenden in einem einheitlichen und farblosen Ki-Stil wiedergegeben werden, wobei man sich als Prüfer nicht mehr sicher sein kann, ob auch die inhaltlichen Aussagen vom jeweiligen Kandidaten stammen. Im Falle solcher Zweifel werden die Quellenbelege natürlich noch kritischer überprüft, um die Einhaltung wissenschaftlicher Redlichkeit zu garantieren.
Ich empfehlen daher, der Einfachheit halber, bestenfalls auf umfangreiche KI-Unterstützung zu verzichten.
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Auch im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens können und dürfen wir uns den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz nicht verschließen. Es gilt jedoch auch hier, die Grundlagen guter wissenschaftlicher Praxis einzuhalten. Als “Faustregel” kann man sich merken, dass i. d. R. die Unterstützung durch KI in Art und Umfang rechtlich und ethisch unbedenklich sein sollte, wie sie auch von einem Menschen übernommen hätte werden können, ohne dass die Eigenständigkeit der Prüfungsleistung angezweifelt werden würde.
In der Praxis heißt das konkret (mögliche Use Cases):
Konsultation des Gliederungsvorschlags vor oder im Laufe der Abstimmungsphase mit dem Betreuer.
Unterstützung bei der Identifizierung von Inkonsistenzen, z. B. durch den Prompt: “Bitte überprüfe meine Masterarbeit auf Schlüssigkeit und etwaige Inkonsistenzen. Der “rote Faden” soll stets erkennbar sein”. Auf Grundlage dieser Analyse können Sie dann ggf. selbständig Anpassungen vornehmen, um Ihre Arbeit zu verbessern.
Einholen von Feedback in Hinblick auf die Formulierung von Forschungsfragen und Hypothesen sowie von Entwürfen von Umfragen und Interviewleitfäden.
ABER: Keine vollständige Auslagerung der geistigen Tätigkeit auf ChatGPT oder ähnliche Systeme (beispielsweise durch komplette Vorformulierung von Forschungsfragen oder Hypothesen).
Auch hier gilt jedoch: Konsultieren Sie separat die KI-Richtlinie der Hochschule Burgenland, um verbindliche und aktualisierte Informationen einzuholen. Jeder Ki-Einsatz muss außerdem im entsprechenden Hilfsmittelregister der Abschlussarbeit offengelegt werden.
Konzeptentwicklung, Gliederung und Theorieteil
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Formulieren Sie Ihre Abschnitte direkt auf Basis Ihrer Recherchetabelle. Schreiben Sie somit gewissermaßen mit der Fachliteratur „in der Hand“, ohne hunderte Bücher parallel auf dem Schreibtisch haben zu müssen und setzen Sie Quellennachweise sofort. So vermeiden Sie unbelegte Aussagen oder Plagiate.
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Ja. Alle für Ihre Arbeit relevanten Konzepte und Begriffe müssen klar definiert sein und vom Leser nachvollziehbar eingegrenzt werden können. Sie können bspw. nicht über KMUs oder die “digitale Transformation” schreiben, ohne in einem grundlegenden Kapitel vorab geklärt zu haben, was unter diesen Fachbegriffen zu verstehen ist.
Verwenden Sie etablierte Quellen und geben Sie an, warum Sie sich für eine bestimmte Definition entschieden haben (wenn es beispielsweise mehrere unterschiedliche Definitionsansätze gibt wie z. B. bei der Definition von “E-Government”, wo zunächst bspw. die “Speyerer Definition” erläutert werden sollte und sodann die heute zeitgemäßere “Passauer Definition”).
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Leiten Sie Ihre Forschungsfrage aus der Theorie ab (Forschungslücke) und formulieren Sie sie so, dass:
sie klar und präzise ist,
sich beantworten lässt (operationalisierbar) und
im Idealfall in mehrere Teilfragen zerlegt werden kann (oder Bestandteil mehrerer voneinander unabhängiger Forschungsfragen ist).
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Nutzen Sie die offizielle Mustergliederung der Hochschule Burgenland. Diese ist verpflichtend und muss insbesondere im empirischen Teil vollständig abgebildet werden. Sie können diese auch hier einsehen.
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Pflichtkapitel fehlen (siehe Mustergliederungen)
Kapitel sind zu allgemein gehalten („Analyse“ statt „Auswertung der Interviewdaten“)
Keine Untergliederung der Forschungsergebnisse nach Forschungsfragen.
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Regelmäßig bis zu drei Ebenen (z. B. 2.1.1). Sofern sinnvoll, können vereinzelt auch tiefere Strukturen bis zur max. vierten Ebene (z. B. 2.1.1.1) verwendet werden. Tiefere Strukturen wirken jedoch schnell unübersichtlich und sollten vermieden werden. Allgemein gilt: „Wer A sagt, muss auch B sagen!“. Sollten Sie eine neue Gliederungsebene eröffnen, müssen Sie also sicherstellen, dass es auf dieser Ebene auch mindestens einen zweiten Punkt gibt.
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Nur über die automatischen „Überschrift 1/2/3“-Formatvorlagen in Word. Aktualisieren Sie das Verzeichnis regelmäßig mit Rechtsklick > „Ganzes Verzeichnis aktualisieren“, um zu überprüfen, dass auch alle Verknüpfungen korrekt vorgenommen wurden.
Quantitative Forschungsvorhaben
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Prüfungsrechtlich sind für ein Bestehen der Abschlussarbeit mindestens 50 vollständig ausgefüllte Fragebögen vorgesehen. Empfehlenswert sind jedoch regelmäßig 100+, um zumindest annähernd valide statistische Aussagen treffen zu können. Grundsätzlich empfehle ich daher immer, mit ca. 150 Fragebögen zu rechnen bzw. diese anzustreben.
Wichtig: Die konkrete Anzahl hängt aber vor allem von Ihrem Forschungsgegenstand ab und ist immer konkret zu berechnen, um die Repräsentativität Ihrer Ergebnisse zu wahren. Wie groß die Stichprobe konkret sein sollte, hängt dabei vor allem von folgenden Aspekten ab:
der Größe der Grundgesamtheit
die Wahrscheinlichkeit, mit der die Stichprobe die Grundgesamtheit wiedergibt und
dem Bereich um den die Grundgesamtheit von der Stichprobe abweichen darf.
Zur Berechnung der Stichprobengröße dürfen Berechnungstools eingesetzt werden, beispielsweise jenes von Numiqo.
Beispiel 1: Sie möchten den KI-Einsatz in deutschen Krankenhäusern erforschen und führen hierzu eine Online-Befragung durch. Im Jahr 2025 gibt es in Deutschland 1.844 Krankenhäuser (Destatis, 2025, o. S.). Diese stellen Ihre Grundgesamtheit dar. Bei einer berücksichtigten Fehlerspanne von 5% und einem Konfidenzniveau von 95% beträgt Ihre angestrebte Stichprobengröße 318 korrekt ausgefüllte Fragebögen. Um also tatsächlich repräsentative Aussagen treffen zu können, müssen Sie mind. 318 Fragebogenrückläufe generieren.
Beispiel 2: Sie möchten die Nutzung von Onlinemarketingtools durch Einzelunternehmen, Freiberufler und Mittelständler in der Stadt X untersuchen. Aus Ihren Recherchen wissen Sie bereits, dass es knapp 280 Unternehmen gibt, auf welche diese Anforderungen zutreffen. Bei einer berücksichtigten Fehlerspanne von 5% und einem Konfidenzniveau von 95% beträgt Ihre angestrebte Stichprobengröße 162 korrekt ausgefüllte Fragebögen. Um also tatsächlich repräsentative Aussagen treffen zu können, müssen Sie also mind. 162 Fragebogenrückläufe generieren.
Empfehlung: Berechnen Sie immer die Stichprobengröße und streben Sie zumindest repräsentative Ergebnisse an.
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Da eine quantitative Erhebung in der Regel eine Vielzahl von Teilnehmern erfordert, empfiehlt es sich, eine solche nur für Forschungsvorhaben ins Auge zu fassen, welche auch Potenzial für eine größere Teilnehmeranzahl bieten, Möchten Sie beispielsweise die Implementierungsszenarien der Digitalisierungsstrategie in der Gemeinde Musterstadt erforschen, bietet sich hier eher die Durchführung einiger Experteninterviews (qualitative Forschung, siehe unten) an. Möchten Sie jedoch Erfolgsfaktoren der Implementierung von Digitalisierungsvorhaben im kommunalen Kontext erforschen, lohnt sich die Verfolgung eines quantitativen Forschungsansatzes, bei dem Sie sich zum Ziel setzen, beispielsweise 150 Fragebögen aus Kommunalverwaltungen im DACH-Raum zu erheben.
In der Regel lohnt sich die Erhebung mittels eines standardisierten Online-Fragebogens. Hierfür gibt es verschiedene Lösungen, welche es Ihnen ermöglichen, bequem einen visuell ansprechenden und intuitiven Fragebogen zu erstellen und am Ende die Ergebnisse gesammelt als .xls- bzw. .csv-Dokument zu exportieren und nach einer manuellen Überprüfung und ggf. Bereinigung (z. B. Aussortieren offensichtlich falsch beantworteter Fragebögen) der statistischen Auswertung zuzuführen.
Je nach Thema kann es ratsam sein, die Umfrage im eigenen Umfeld (Freunde, Kollegen, Bekannte, Kommilitonen, Studierendengruppen etc.) zu teilen.
Bei Themen, welche vor allem institutionelle Rückmeldungen (bspw. von je einer Person in einem bestimmten Unternehmen oder einer bestimmten Behörde) erforderlich machen, dürfte es notwendig sein, eine freundliche E-Mail zu verfassen und um Teilnahme an der Studie zu bitten. Hierzu sollten Sie beispielsweise 300-600 E-Mail-Adressen (ggf. auch mehr) von in Frage kommenden Unternehmen oder Behörden sammeln und diese in einer Sammelmail anschreiben. Beachten Sie hierbei allerdings, die wesentlichen Datenschutz- und lauterkeitsrechtlichen Aspekte zu berücksichtigen. Insbesondere muss aus der E-Mail hervorgehen, dass es sich um ein privates Forschungsprojekt im Rahmen Ihrer Masterarbeit handelt (wg. der Abmahnfähigkeit unaufgeforderter geschäftlicher Kontaktaufnahmen) und es dürfen keine personenbezogenen Daten anderer Angeschriebener ersichtlich sein. Am besten adressieren Sie die E-Mail daher an sich selbst und setzen die Empfänger in Blindkopie oder verwenden direkt ein professionelles E-Mail-Massenversandtool wie beispielsweise Brevo (kostenloser Versand von bis zu 300 E-Mails pro Tag).
Bei besonders breitentauglichen Themen kann es auch empfehlenswert sein, die Umfrage in Umfragenetzwerken (bspw. SurveyCircle) zu teilen. Dies gilt z. B. für nahezu alle Themen, welche die Einschätzung von Mitarbeitern oder Kunden/Bürgern zu einem bestimmten Problemfeld erfragen wollen. Für zu spezifische Themenfelder (bspw. bezogen auf einen ganz bestimmten Unternehmens- oder Organisationsbereich wie das Controlling oder die behördliche Finanzplanung) lohnen sich derartige Plattformen ggf. nicht unbedingt. Das Teilen der Umfrage geht jedoch recht schnell und dürfte auch hier nicht schaden.
Darüber hinaus sollten Sie Ihr Forschungsprojekt auch in professionellen sozialen Netzwerken z. B. LinkedIn) teilen. Erfahrungsgemäß erreicht man so auch eine verhältnismäßig große Anzahl an möglichen Teilnehmern innerhalb und außerhalb des eigenen Netzwerks und schärft so auch das eigene fachliche Profil. Gerne können Sie mich als Ihren Betreuer hierbei auch markieren und ich teile Ihren Post auch in meinem Netzwerk).
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Eine gute Hypothese bezieht sich auf eine konkrete Forschungsfrage und leitet sich (zumindest im Rahmen einer Abschlussarbeit) eindeutig aus der Theorie her. Sie stellt eine überprüfbare Annahme über den Zusammenhang zwischen zwei (oder mehr) Variablen dar. Sollten Sie nach Ihrer Masterarbeit weiter wissenschaftlich tätig sein und z. B. Fachbeiträge verfassen wollen, können sich zu überprüfende Hypothesen auch aus belegbaren Praxisbeobachtung oder vorangegangen qualitativen Erhebungen entwickeln. Für Ihre Masterarbeit spielen zur Herleitung Ihrer Hypothese allerdings nur veröffentlichte Erkenntnisse aus der Literatur eine Rolle.
Beachten Sie dabei unbedingt:
Eine Hypothese darf nicht frei erfunden oder „aus der Nase gezogen“ werden.
Sie muss begründet werden können, idealerweise durch empirische Studien oder etablierte theoretische Konzepte bzw. nachweisbare Beobachtungen, welche den Rückschluss darauf zulassen, dass sich ein gewisser Sachverhalt Ihres Vorhabens ähnlich darstellt.
Die Hypothese ist nicht gleich der Forschungsfrage, sondern beruht lediglich auf dieser.
Vereinfachtes Beispiel:
Forschungsfrage: „Beeinflusst die wahrgenommene Servicequalität die Kundenzufriedenheit im XY-Gewerbe?“
Hypothese: Je höher die wahrgenommene Servicequalität, desto höher ist die Kundenzufriedenheit.
Begründung: Aus mehreren Studien (diese müssen konkret benannt werden – tatsächliche Befassung erforderlich!) ging hervor, dass die Güte der Servicequalität die Kundenzufriedenheit maßgeblich beeinflusst. Aufgrund entsprechender Beobachtungen/Rückschlüsse (auch diese müssen konkret benannt werden), erscheint deshalb die Vermutung naheliegend, dass sich dieser Umstand auch im XY-Gewerbe durchschlägt (oder: dass sich dieser Effekt im XY-Gewerbe gerade nicht durchschlägt, weil…).
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Die unabhängige Variable (uV) ist die vermutete Einflussgröße, sie wird als Ursache betrachtet.
Die abhängige Variable (aV) ist das Ergebnis oder die Reaktion, sie hängt von der uV ab.
Vereinfachtes Beispiel:Frage: Hat das Alter Einfluss auf die Technikakzeptanz?
→ uV = Alter; aV = Technikakzeptanz
Tipp: Formulieren Sie Ihre Hypothesen immer so, dass klar ist, welche Variable wovon abhängen soll -
Wenn Sie Hypothesen testen wollen (also immer dann, wenn Sie ein quantitatives Vorhaben verfolgen), muss die Forschungsfrage relational formuliert sein – also ein Zusammenhangsinteresse ausdrücken, z. B.:
„Wie wirkt sich X auf Y aus?“
„Welcher Zusammenhang besteht zwischen X und Y?“
„Welchen Einfluss hat Variable A auf die Ausprägung von Variable B?“
Forschungsfragen wie „Wie zufrieden sind die Kund:innen mit X?“ sind rein beschreibend und nicht hypothesengeeignet. Sie eignen sich nur für explorative Studien und verfügen deshalb auch über keinen hohen empirischen Erkenntniswert. Sie sind daher im Rahmen Ihrer Masterarbeit zu vermeiden und können ggf. am Rande im Rahmen der Auswertung berücksichtigt werden, dann jedoch nicht als eigenständige Forschungsfrage.
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Zerlegen Sie Ihre Theoriebegriffe in beobachtbare Merkmale. Beispiel: „Kundenzufriedenheit“ → z. B. mit Aussagen wie: „Ich würde das Unternehmen erneut wählen.“
Verwenden Sie Skalen (bspw. 5er- oder 7er-Likert-Skalen), um unterschiedliche Ausprägungen zu erfassen.
Stellen Sie sicher, dass jede Hypothese durch mindestens 1–3 geeignete Fragen messbar abgebildet wird.
Tipp: Erstellen Sie eine Item-Hypothesen-Matrix, um die Zuordnung transparent zu machen.
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Eine Item-Hypothesen-Matrix ist ein nützliches Instrument zur Planung und Absicherung Ihrer quantitativen Erhebung. Sie zeigt auf, welche Items Ihres Fragebogens welche Hypothese abbilden und auf welche theoretischen Konstrukte sich diese jeweils beziehen.
So gehen Sie vor:
Listen Sie Ihre Hypothesen tabellarisch auf – nummeriert und klar formuliert.
Ordnen Sie jeder Hypothese die zugehörigen Variablen zu (unabhängige und abhängige Variable).
Verknüpfen Sie jede Variable mit den konkret eingesetzten Items (z. B. Frage 6a–6d, Skala 1–5).
Vorteile:
Sie behalten die Übersicht über die Logik Ihrer Erhebung.
Sie können frühzeitig Lücken in der Operationalisierung erkennen.
Die Matrix dient als Anhang oder Dokumentation für Ihren Methodenteil.
Tipp: Nutzen Sie Excel oder eine Word-Tabelle und bauen Sie diese schon vor der Fragebogenerstellung systematisch auf.
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Jedes Konzept (z. B. „Servicequalität“, „Loyalität“) muss durch entsprechende Items validiert und abgesichert werden.
Achten Sie darauf, dass jede Variable aus der Hypothese im Fragebogen messbar repräsentiert ist. Wichtig: Das bedeutet auch, dass Sie bestenfalls mit verschiedenen Fragen arbeiten sollten, um bestimmte Daten zu erheben, die in ein bestimmtes Konstrukt einfließen sollen. Dies nennt man auch Skalenbildung (oder Itembatterie): mehrere Items (Fragen) messen gemeinsam ein Konstrukt. Bei der Auswertung werden diese Items zu einem Summen- oder Mittelwertindex zusammengefasst (z. B. die Antworten auf 5 Fragen zur „Zufriedenheit“ werden gemittelt). Ziel ist dabei eine höhere Reliabilität und Validität als bei nur einer einzelnen Frage.
Vermeiden Sie suggestive, doppelte oder zu abstrakte Fragen.
Tipp: Überprüfen Sie im Pretest, ob die Items die intendierten Dimensionen tatsächlich abbilden (Inhaltsvalidität). Überprüfen Sie dabei auch, ob die Antwortoptionen korrekt dargestellt werden und mit den Fragen übereinstimmen. Hier kann es bei der Übertragung der Fragen in das Umfragetool gelegentlich zu Fehlern kommen, die, zu spät bemerkt, zur Unauswertbarkeit der Umfrage führen können.
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Ja, ein Pretest ist unerlässlich, um die Qualität Ihres Fragebogens sicherzustellen. Er dient vor allem dazu, mögliche Verständnisschwierigkeiten, unklare Formulierungen oder technische Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Ohne einen Pretest riskieren Sie, dass Ihre Datenerhebung fehlerhafte oder unbrauchbare Ergebnisse liefert.
Ich empfehle Ihnen, den Pretest mit mindestens fünf Pretestpersonen durchzuführen. Diese sollten den Fragebogen vollständig ausfüllen und anschließend ein strukturiertes Feedback abgeben. Verwenden Sie dafür unbedingt einen standardisierten Feedbackbogen, damit das Feedback vergleichbar und aussagekräftig bleibt.
Das gewonnene Feedback müssen Sie kritisch reflektieren und die daraus abgeleiteten Anpassungen klar begründen. Eine Reflexion ist auch notwendig, wenn Sie zum Ergebnis kommen, dass nichts geändert werden muss. Der Pretest wird in Ihrer Arbeit dabei zweifach behandelt:
Eigenes Unterkapitel „Pretest“ im empirischen Teil der Arbeit, in dem Vorgehen, Ergebnisse und Anpassungen detailliert beschrieben werden.
Knappes Eingehen auf den Pretest im Unterkapitel „Gütekriterien quantitativer Forschung“, wo Sie die Rolle des Pretests für die Validität und Reliabilität Ihrer Untersuchung erläutern.
Zusätzlich müssen Ihre Pretestbögen im Anhang Ihrer Arbeit dokumentiert werden. Ein sorgfältig geplanter und dokumentierter Pretest steigert die wissenschaftliche Qualität Ihrer Arbeit erheblich und zeigt, dass Sie methodisch sauber gearbeitet haben.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Maurer, J. W. (2025). Pretesting in qualitativen und quantitativen Forschungsvorhaben: Grundlagen und methodische Empfehlungen. Hochschule Burgenland. https://doi.org/10.5281/zenodo.17009931.
Den standardisierten Pretestbogen können Sie hier herunterladen:
Maurer, J. W. (2025). Pretestbogen zur Fragebogenvalidierung bei quantitativen Forschungsvorhaben (Vorlage). Hochschule Burgenland. https://doi.org/10.5281/zenodo.17009830.
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Die Nullhypothese (H₀) stellt den statistischen Ausgangspunkt dar: Sie geht davon aus, dass kein Zusammenhang oder kein Unterschied besteht. Ziel der Testung ist es, H₀ mit einer bestimmten Irrtumswahrscheinlichkeit zu verwerfen.
Beispiel:H₀: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen wahrgenommener Servicequalität und Kundenzufriedenheit.
H₁ (Alternativhypothese; Ihre eigentliche Hypothese): Je höher die wahrgenommene Servicequalität, desto höher ist die Kundenzufriedenheit.
Das statistische Verfahren prüft immer H₀; wenn die Wahrscheinlichkeit sodann für H₀ (p-Wert) unter dem Signifikanzniveau (meist 5 %) liegt, wird sie verworfen.
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- Die Hypothese muss eine überprüfbare Aussage über einen Zusammenhang treffen.
- Sie darf nicht tautologisch oder trivial sein (z. B. „Wenn jemand zufriedener ist, ist er zufriedener.“).
- Sie muss klar die Richtung (gerichtet oder ungerichtet) angeben.
- Die verwendeten Begriffe müssen klar definiert und theoretisch fundiert sein.
Zudem ist wichtig: Nicht jede Forschungsfrage eignet sich zur Hypothesentestung. Planen Sie Ihre Fragestellungen frühzeitig so, dass eine sinnvolle Hypothesenbildung möglich ist – andernfalls erschweren Sie sich die gesamte empirische Umsetzung. -
Deskriptive Statistik allein reicht nicht. Sie sollten darüber hinaus beispielsweise einsetzen:
· Korrelationsanalysen (z. B. Pearson)
· Regressionen
· T-Tests / ANOVA
· ggf. Kreuztabellen (bei kategorialen Daten).
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· Ggf. die Einfügung einer Drop-out-Frage zu Beginn, sofern sich nur bestimmte Teilnehmende für Ihr konkretes Forschungsprojekt eignen (z. B. „Sind Sie im Bereich XY beruflich tätig?“).
· Bei besonders umfangreichen Umfragen empfehlen sich außerdem Attention Tests (siehe unten).
· Klare, skalierte Fragen (Likert, semantisches Differential).
· Jede Frage muss einer Forschungsfrage zugeordnet sein.
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Ja, das ist grundsätzlich empfehlenswert, wenngleich auch nicht zwingend. Sog. Attention Checks (auch: Aufmerksamkeitsfragen oder Instruktionskontrollfragen) dienen der Qualitätssicherung von Online-Umfragen. Sie überprüfen, ob die Teilnehmenden aufmerksam lesen und die Fragen ernsthaft beantworten.
Beispiel für einen Attention Check:
„Diese Frage dient der Überprüfung Ihrer Aufmerksamkeit. Bitte wählen Sie die Zahl 3 aus.“
Solche Fragen helfen dabei, unplausible oder unkonzentriert beantwortete Fragebögen zu erkennen und gegebenenfalls aus der Auswertung auszuschließen. Sie sind insbesondere bei umfangreichen oder längeren Umfragen sinnvoll, bei denen die Konzentration der Teilnehmenden im Verlauf nachlassen kann. Durch den Einsatz von Attention Checks kann die Datenqualität erheblich gesteigert und der Bias durch automatisiertes oder unachtsames Antwortverhalten reduziert werden.
Für Sie bedeutet dies vor der Auswertung allerdings auch, dass Sie die „falsch“ beantworteten Fragebögen exkludieren müssen.
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Beschreiben Sie den Analyseprozess im Methodenkapitel.
Fügen Sie Tabellen, SPSS-Grafiken etc. in den Anhang ein, sofern diese für das kontextuale Verständnis nicht unbedingt notwendig sind.
Kommentieren Sie alle wesentlichen Ergebnisse im Haupttext.
Qualitative Forschungsvorhaben
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Mindestens 5 Interviews, die fachlich relevant und in Bezug zur Forschungsfrage sinnvoll ausgewählt sind (z. B. Stakeholder aus verschiedenen Unternehmensbereichen).
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Ja, ein Pretest ist verpflichtend. Er dient dazu, die Verständlichkeit, Logik und Schlüssigkeit Ihres Interviewleitfadens bzw. Fragebogens vor den eigentlichen Experteninterviews zu überprüfen. Der Pretest wird mit einer fachlich zumindest grob passenden Person durchgeführt, die jedoch später nicht als Expertin oder Experte in Ihre Untersuchung aufgenommen werden darf. So wird sichergestellt, dass Ihre eigentlichen Interviews unvoreingenommen stattfinden können.
Im Rahmen des Pretests wird überprüft, ob die Fragen inhaltlich klar, sprachlich verständlich und sinnvoll aufeinander abgestimmt sind. Erst wenn dieser Schritt abgeschlossen ist, dürfen die Interviews mit den tatsächlichen Expertinnen und Experten beginnen.
Der Pretest muss dokumentiert werden: Dafür verwenden Sie den einen standardisierten Pretestbogen (siehe unten). Darin halten Sie fest, welche Aspekte bereits gut funktioniert haben, welche Schwierigkeiten aufgetreten sind und welche Änderungen Sie am Leitfaden oder Fragebogen vorgenommen haben. Auch wenn keine Anpassungen erforderlich waren, ist eine kurze Reflexion verpflichtend.
Der ausgefüllte Pretestbogen wird anschließend Ihrer Arbeit im Anhang beigefügt, damit der Prozess transparent nachvollzogen werden kann.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Maurer, J. W. (2025). Pretesting in qualitativen und quantitativen Forschungsvorhaben: Grundlagen und methodische Empfehlungen. Hochschule Burgenland. https://doi.org/10.5281/zenodo.17009931.
Den standardisierten Pretestbogen können Sie hier herunterladen:
Maurer, J. W. (2025). Pretestbogen zur Leitfadenvalidierung bei qualitativen Forschungsvorhaben (Vorlage). Hochschule Burgenland. https://doi.org/10.5281/zenodo.17009549.
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Bevor Sie potenzielle Interviewpartnerinnen und Interviewpartner ansprechen, sollten Sie ein klar definiertes Kompetenzprofil erstellen. Dieses muss in Ihrer schriftlichen Ausarbeitung sodann auch zugrundegelegt und argumentativ unterfüttert werden. Überlegen Sie, welche fachliche Perspektive für Ihre Forschungsfragen entscheidend ist und welchen Beitrag bestimmte Personen zu Ihrer Untersuchung leisten können.
Ein sinnvolles Kompetenzprofil berücksichtigt:
· die fachliche oder institutionelle Nähe zur Problemstellung,
· die Rolle der Person im jeweiligen Kontext (z. B. Leitung, operative Fachkraft, externe Beratung),
· und den Bezug zur gewählten Forschungsmethodik (z. B. Expertenrolle nach Meuser/Nagel oder Stakeholder-Perspektive).
Diese Vorbereitung erhöht Ihre Chancen auf Zusagen und zeigt Professionalität und Zielorientierung.
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Die Auswahl sollte zielgerichtet und theoriegeleitet erfolgen. Fragen Sie sich:
Welche Forschungsfrage(n) soll die Person mit ihrem Wissen adressieren können?
Wird durch die Auswahl unterschiedlicher Perspektiven (z. B. Leitung vs. Ausführung) die Analyse bereichert?
Ist die Interviewperson bereit und in der Lage, in einem wissenschaftlichen Kontext Auskunft zu geben?
Erstellen Sie am besten vorab eine Matrix, in der Sie potenzielle Interviewpersonen den jeweiligen Forschungsfragen bzw. Themenschwerpunkten zuordnen. So stellen Sie sicher, dass Ihr Datensatz am Ende theoretisch saturiert und methodisch fundiert ist.
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Leiten Sie deduktive Kategorien aus Theorie & Forschungsfragen ab
Erstellen Sie ein Kodierschema
Arbeiten Sie mit Zitatstellen (z. B. Z. 37–45)
Zitieren bzw. verweisen Sie z. B. wie folgt: (Interview 3, Z. 122–125)
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Viele Studierende fragen sich, warum sie im Anschluss an ein qualitatives Forschungsvorhaben im Rahmen ihrer Abschlussarbeit Hypothesen für künftige Forschungsvorhaben formulieren sollen. Auf den ersten Blick wirkt dies oft unlogisch, da qualitative Forschung nicht auf Hypothesenprüfung, sondern auf das explorative Erkennen von Mustern, Zusammenhängen und Mechanismen ausgerichtet ist.
Tatsächlich ist dieser Schritt jedoch ein zentraler Bestandteil des wissenschaftlichen Forschungsprozesses, denn qualitative Forschung dient häufig als erster Schritt, um ein bisher wenig erforschtes Phänomen besser zu verstehen und dabei Kategorien, Theorien oder Modelle zu entwickeln. Auf dieser Grundlage lassen sich konkrete, prüfbare Hypothesen ableiten, die in einem nächsten Schritt durch quantitative Forschung überprüft werden können.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie selbst zwingend diese quantitative Folgestudie durchführen müssen. In der Praxis ist es sogar selten der Fall, dass Studierende dies direkt im Anschluss an ihre qualitative Abschlussarbeit umsetzen. Dennoch ist es üblich und sinnvoll, den Transfer zu einer hypothetischen quantitativen Überprüfung vorzubereiten. Dadurch zeigen Sie, dass Ihre Arbeit Anschlussfähigkeit an den allgemeinen wissenschaftlichen Diskurs besitzt. Außerdem wird damit deutlich, dass Ihre qualitativen Ergebnisse nicht isoliert stehen bleiben, sondern einen Beitrag leisten (kann), der prinzipiell auch verallgemeinerbar und überprüfbar wäre. In vielen Forschungsfeldern arbeiten Wissenschaftler genau nach diesem Schema: Zunächst wird ein Thema qualitativ exploriert, um ein tiefes Verständnis für Strukturen und Prozesse zu gewinnen, und anschließend werden Hypothesen gebildet, die in (groß angelegten) quantitativen Studien getestet werden.
Wenn Sie Hypothesen auf Basis qualitativer Forschung formulieren, ist es wichtig, nicht bei reinen Beschreibungen stehen zu bleiben.
Ein häufiger Fehler besteht darin, sogenannte deskriptive Hypothesen zu formulieren, die lediglich wiedergeben, was in den Interviews beobachtet wurde, ohne eine prüfbare, gerichtete Aussage zu treffen. Ein Beispiel für eine solche unzureichende Hypothese wäre: „Viele Verwaltungsangestellte finden den Einsatz von KI nützlich.“ Diese Aussage beschreibt lediglich einen Ist-Zustand, der sich nicht als Ursache-Wirkungs-Zusammenhang überprüfen lässt.
Wissenschaftlich wertvoll sind dagegen Hypothesen, die klar definierte Variablen in Beziehung setzen und eine gerichtete, widerlegbare Aussage treffen, zum Beispiel: „Je höher die wahrgenommene Nützlichkeit von KI, desto höher ist die Nutzungsintention von Verwaltungsangestellten.“
Der Weg von qualitativen Erkenntnissen zu einer solchen Hypothese verläuft in mehreren Schritten. Zunächst werden die qualitativen Ergebnisse sorgfältig ausgewertet und verdichtet. Aus einzelnen Interviewaussagen entstehen Kategorien und übergeordnete Konzepte, die bestimmte Einflussfaktoren, Einstellungen oder Mechanismen beschreiben. Diese Konzepte werden dann zu theoretischen Konstrukten weiterentwickelt, die in einem quantitativen Setting messbar gemacht werden können. Anschließend werden die Beziehungen zwischen diesen Konstrukten reflektiert und als gerichtete Annahmen formuliert. Dabei sollten Sie immer prüfen, ob eine Hypothese tatsächlich falsifizierbar ist und ob sich die Variablen in einer quantitativen Studie erfassen lassen.
Ein Beispiel verdeutlicht den Prozess: Angenommen, Sie haben im Rahmen einer qualitativen Masterarbeit Experteninterviews mit Verwaltungsangestellten zum Thema Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der öffentlichen Verwaltung durchgeführt. In den Interviews berichten die Teilnehmenden, dass sie KI grundsätzlich als hilfreich wahrnehmen, gleichzeitig aber Unsicherheiten und Ängste bestehen, die vor allem aus fehlenden Schulungen, mangelnder Transparenz und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes resultieren. Einige Befragte schildern außerdem, dass Pilotprojekte und erste praktische Erfahrungen mit KI-Anwendungen helfen, Ängste abzubauen und die Akzeptanz zu steigern.
Diese qualitativen Erkenntnisse lassen sich nun in theoretische Konstrukte übersetzen, etwa wahrgenommene Nützlichkeit, wahrgenommene Risiken, KI-Kompetenz, organisationaler Support, Vertrauen in Datenschutzprozesse, Erfahrung mit Pilotprojekten und Nutzungsintention. Auf dieser Basis können Hypothesen formuliert werden, die in einer späteren quantitativen Untersuchung getestet werden könnten. Ein Beispiel wäre: „Je höher die wahrgenommene Nützlichkeit von KI, desto höher ist die Nutzungsintention von Verwaltungsangestellten.“ Diese Hypothese bildet die qualitative Erkenntnis ab, dass wahrgenommene Vorteile ein zentraler Treiber für die Akzeptanz sind, und übersetzt sie in eine prüfbare Form. Eine weitere Hypothese könnte lauten: „Je höher die wahrgenommenen Risiken, desto niedriger ist die Nutzungsintention.“ Hier wird der in den Interviews beschriebene hemmende Effekt von Ängsten und Unsicherheiten konkretisiert.
Auch komplexere Zusammenhänge lassen sich ableiten. Aus den qualitativen Aussagen, dass Schulungen und Trainings die Angst vor KI mindern, kann zum Beispiel eine Mediationshypothese entstehen: „Der positive Effekt von Schulungsmaßnahmen auf die Nutzungsintention wird vermittelt durch eine Zunahme an wahrgenommener KI-Kompetenz.“ Wenn in den Interviews zudem deutlich wird, dass Pilotprojekte das Vertrauen in KI stärken, könnte dies zu einer weiteren Moderationshypothese führen: „Der positive Zusammenhang zwischen wahrgenommener Nützlichkeit und Nutzungsintention ist stärker, wenn Erfahrungen aus Pilotprojekten vorliegen.“
Diese Beispiele zeigen, wie qualitative Ergebnisse nicht nur beschrieben, sondern systematisch weiterentwickelt werden. Die Hypothesen zeigen auf, welche Zusammenhänge es künftig lohnen würde, in einer groß angelegten quantitativen Studie überprüft zu werden.
Eine solche Folgestudie könnte beispielsweise mit einem standardisierten Online-Fragebogen durchgeführt werden, um festzustellen, ob die in den Interviews identifizierten Muster auch in einer größeren, repräsentativen Stichprobe auftreten.
In Ihrer Abschlussarbeit sollten Sie die abgeleiteten Hypothesen im Schlussteil systematisch darstellen und dabei immer den Bezug zu Ihren qualitativen Ergebnissen herstellen. Es sollte nachvollziehbar sein, aus welchen Interviewkategorien oder -aussagen die Hypothese abgeleitet wurde und wie sie theoretisch begründet werden kann. Empfehlenswert ist zudem eine kurze Skizze, wie eine quantitative Folgestudie zur Überprüfung der Hypothesen aussehen könnte, etwa durch Angaben zur potenziellen Stichprobe, zu möglichen Messinstrumenten oder geeigneten Analysemethoden.
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Interviewleitfaden
Anonymisierte Transkripte oder Auszüge
Kategorienschemata
Zustimmungserklärungen bzw. die Anonymisierungsbestätigung des Betreuers, um die Anonymisierung nicht durch die Einbindung der Zustimmungserklärungen aufzubrechen.
Formales, Formatierung und Abgabe
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Regelmäßig 50 bis 60 Seiten reiner Text (ohne Inhalts-, Literatur- und Abbildungsverzeichnis sowie Anhang) zzgl. Überschreitung von bis zu +20%. Jedoch kommt es auf Ihr konkretes Studienprogramm an und insbesondere, wie viele ECTS-Punkte für die Arbeit vergeben werden.
Einige Programme sehen auch 70-80 Seiten bzw. 80-90 Seiten zzgl. 20% Überschreitung vor. Bitte informieren Sie sich rechtzeitig, was auf Sie zutrifft.
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Ja. Die Hochschule verlangt eine diskriminierungssensible Sprache. Empfehlenswert sind:
Doppelnennung (z. B. „Kundinnen und Kunden“)
Partizip-Formen („Mitarbeitende“).
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Fügen Sie am Ende ein kurzes Kapitel ein, in dem Sie begründen, welchem Sustainable Development Goal (SDG) Ihre Arbeit zuzuordnen ist (z. B. Ziel 13: Klimaschutz) und welchen Beitrag Sie mit Ihrer Arbeit zum Erreichen dieses Ziels leisten.
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Spätestens 6 Monate nach Genehmigung des Konzepts. Die finale PDF-Version muss fristgerecht hochgeladen werden, das Einreichungsdatum hat Ihnen die Prüfungsabteilung verbindlich mitgeteilt. Vorherige Freigabe durch den Betreuer ist verpflichtend.
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Ja. Die Hochschule nutzt automatisierte Plagiats- und KI-Erkennungssoftware. Vermeiden Sie also unbedingt inhaltlich erzeugte KI-Textbausteine und selbstverständlich die Übernahme fremden Gedankengutes ohne korrekte Kennzeichnung.
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Wir bemühen uns, Ihre Abschlussarbeit schnellstmöglich zu korrigieren. In der Regel erhalten Sie das Ergebnis von Erstgutachter (Ihrem Betreuer) und dem Zweitgutachter innerhalb eines Monats nach Abgabe.
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Die Abschlussprüfung besteht aus drei Teilen:
Ihrer Ergebnispräsentation
Fragen zur Masterarbeit (Defensio) und
einer modulübergreifenden mündlichen Prüfung.
Zur Abschlussprüfung können Sie sich erst anmelden, sobald Ihnen der positive Prüfungsbescheid über das Bestehen der Masterarbeit vorliegt. An der Abschlussprüfung selbst bin ich als Betreuer und Erstgutachter der Arbeit nicht beteiligt.